„Dies ist ein neuer Weg für die Deutsche Automatenwirtschaft!“ Mit diesen Worten eröffnete Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes Die Deutsche Automatenwirtschaft e. V. den Präventionstag am 7. März 2019 in Münster. Vertreter des Hilfesystems, Schulungsanbieter für die Präventionsschulungen des Spielhallenpersonals, Unternehmer der Automatenwirtschaft sowie Abgeordnete aus Nordrhein-Westfalen trafen sich im M44 Meeting Center Münster, um am Runden Tisch miteinander ins Gespräch zu kommen.
„Dieses Treffen heute ist keine Propaganda-Veranstaltung“, betonte Stecker und machte deutlich, dass sinnvolle und wirksame Präventionsarbeit im Glücksspiel nur gelingen könne, wenn alle betroffenen Ebenen zusammenarbeiten: „Wir brauchen Partner und wir suchen das Gespräch, den Austausch, denn nur so können wir und unsere Maßnahmen besser werden und Betroffenen geholfen werden“, so Stecker.
Volker Brümmer, Leiter der Selbsthilfegruppe Stuttgart, Lara Bücker vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Dr. Wolfgang Kursawe, Leiter der Kölner Fachstelle Glücksspielstelle und Angela Lück, Mitglied des Landtages NRW und des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales führten mit kurzen Statements in das Präventionsthema ein.
Lück fragte gleich zu Beginn, ob Prävention und Automatenwirtschaft nicht diametral zueinander stünden und betonte, dass sie der Automatenwirtschaft eine große Ernsthaftigkeit in Ihren Ansinnen, über Prävention im Automatenspiel sprechen zu wollen, unterstellen wolle. Die politische Aufgabe bestünde nach ihren Worten darin, sich um die Gesundheit der Betroffenen zu kümmern. Aber um auch auf dem Laufenden zu sein, welche präventiven Maßnahmen die Automatenwirtschaft ergreife und welche Neuerungen es von dieser Seite gäbe, würde sie am Runden Tisch teilnehmen. Es müsse beim Glücksspiel ganz genau geguckt werden, damit nichts Negatives passiere. Sie warf die Frage auf, wie zuverlässig die Warnsysteme in den Spielhallen oder in der Gastronomie funktionieren würden.
„Am Anfang meiner eigenen Spielabstinenz war ich dafür alle und alles zu verbieten“, erzählte Volker Brümmer. Auf Prävention in der Automatenwirtschaft hätte er nichts gegeben und fügte hinzu, dass er diese Aussage so jetzt nicht mehr treffe. „Mit zunehmender Reflexion über meine Zeit als Spieler wurde mir klar, dass nicht das Außen das Problem gewesen ist. Die Entscheidung zu spielen habe ich selbst getroffen, kein anderer“, sagt er heute. Und er verdeutlicht, dass er selbst in seiner „Spielerzeit“ mit Spielerschutzaktionen niemals erreicht worden wäre. Dafür war dann im Verlauf seiner Spielerkarriere das Internet optimal. Dort störte ihn niemand. Nach seiner Meinung ist ganz klar, dass es eine strenge Kontrolle des legalen Spiels und eine klare Kampfansage gegen illegale Einrichtungen – terrestrisch wie online – geben muss. Dabei spricht er sich klar für einen Dialog mit den Anbietern aus, auch „weil ich das Gegeneinander für wenig zielführend halte“, so Brümmer.
Für den Fall des „Nicht-Erreichens“ durch Flyer, Mitarbeiter oder Hinweisschilder mit Hotlines zu Beratungstelefonen bei übermäßigem Spiel stellte Lara Bücker das Selbsthilfe-Onlineportal „Neustart“ der Arbeitsgruppe um Prof. Steffen Moritz an der Universität Hamburg–Eppendorf vor. Anonym und kostenlos könnten Menschen sich ihrem Problem nähern. Das Portal befasst sich nicht nur mit Fragen rund um die Finanzen, den Spieldruck oder die Rückfallgefahr. Es fragt ebenso nach dem Wohlbefinden, dem Selbstwert, dem Schlaf und weiteren Themen, die jeden Menschen mehr oder weniger beschäftigen. Die Konzeption des Portals basiert auf Erfahrungen der kognitiven Verhaltenstherapie.
Menschen, die mit einer Spielproblematik in Beratungsstellen kommen, gibt es natürlich auch, aber: „Bevor sie bei uns in der Fachstelle ankommen, vergehen so ungefähr acht Jahre, in denen sie spielen“, erläutert Dr. Kursawe. 2018 haben beispielsweise 200 Personen den Weg in die Kölner Fachstelle Glücksspielsucht gefunden. 62% von ihnen haben ein Problem mit dem Automatenspiel entwickelt. Es gäbe 60% deutsche und 40% Klienten mit Migrationshintergrund. Ungefähr fünf der 200 Klienten gaben an, über die Spielhalle zu kommen. Brümmer betonte hier, wie schwierig er es finde, wenn Servicekräfte dies allein abdecken müssen. „Sozialkonzepte und die Schulung der Mitarbeiter seien wichtig, aber die Frage ist, ob dies ausreicht“, sagte Brümmer und führte aus: „Wenn mich jemand angesprochen hätte, hätte ich einfach die Spielhalle gewechselt.“
Für die Unternehmer sei es grundsätzlich nicht so leicht, Menschen in die Beratungsstellen zu schicken, äußerte Lück. „Die Unternehmer graben sich hier das eigene Geschäft ab“. Stecker hob hier hervor, dass kein Spielhallenbetreiber gern problematische Spieler in seiner Halle hätte und er unterstrich, dass es hier notwendig sei, auch genauer hinzuschauen, wer Geldspielgeräte aufstellen dürfe und erläuterte das Vorhaben der Deutschen Automatenwirtschaft, den Berufszugang zu erschweren.
Einen weiteren Punkt zur Qualitätssicherung sprach Franz Einhaus, Unternehmer und Mitglied im Vorstand des Deutschen Automatenverbandes, an: „Wenn die TÜV-Zertifizierung für die Unternehmen der Automatenwirtschaft gesetzlich verankert wäre, würde es schon viel helfen.“ Für alle Spielgäste sei es wesentlich besser in einem geschützten Umfeld zu spielen als illegal oder online.
Dr. Kursawe mahnt die Anwesenden zur Vorsicht im Umgang mit den Zahlen und Angaben der betroffenen Spieler: „Sie kommen verzweifelt und wütend in der Beratungsstelle an und wollen zunächst die Verantwortung an andere abgeben, bevor sie dann im Verlauf der Gespräche dazu kommen, ihre eigene Verantwortung anzuerkennen“. Es bedürfe Geduld und Zeit, um hier zu Erkenntnis und Eigenreflektion zu kommen.
Der runde Tisch diskutierte zwei Stunden lang angeregt und teils kontrovers miteinander, ließ jedoch niemals den Respekt für das Wort des Andersdenkenden vermissen. Die Gesprächspartner hörten sich zu, stellten Fragen oder informierten sich gegenseitig. Die Atmosphäre war offen und zugeneigt, auch durch die sensible Moderation des Journalisten und Hörfunkmoderators Tom Hegermann.
Neben der Qualität von Spielhallen, der Schulungen von Mitarbeitern und der Regulierung des legalen Spiels wurden auch Forderungen an die Politik angesprochen, die sich um das Online-Spiel und die mangelhafte Ausstattung der Ordnungsbehörden genauso drehten wie um die Aufklärung in den Schulen und die Werbung mit Wettanbietern im Sport. Hegermann führte abschließend aus, wie sehr ihn die Gesprächskultur beeindrucke und er richtete den dringenden Appell an die Anwesenden: „Sie müssen diesen Dialog unbedingt fortführen!“
Die Bilder wurden von der AWI zur Verfügung gestellt.
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