In den Kolonnaden des Wiesbadener Kurhauses fand der erste Präventionstag in Hessen unter dem Motto „Gemeinsam. Lernen. Helfen.“ statt. Georg Stecker, Vorstandssprecher des Dachverbandes Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V., stellte in seiner Begrüßung den Grundgedanken der nun vierten Veranstaltung dieser Reihe vor: Mit dem Präventionstag soll eine offene Plattform geboten werden, „um den Jugend- und Spielerschutz ganzheitlich zu betrachten, zu diskutieren und schlussendlich auch betreiben können.“ Das Motto des Tages „Gemeinsam. Lernen. Helfen.“ war Programm: Grußworte aus der Politik als auch Impulsreferate aus der Praxis verdeutlichten, wie unterschiedlich und facettenreich die Sichtweisen auf den Themenkreis Jugend- und Spielerschutz sind, und ermöglichten einen interdisziplinären Austausch aller Beteiligten.
Karin Wolff, MdL (CDU) und Staatsministerin a.D.
Bei den Grußworten von Karin Wolff MdL, Staatsministerin a. D. (CDU), und auch vom Parlamentarischen Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag, Jürgen Frömmrich MdL, wurde ein Konsens deutlich: eine gute Regulierung kann viel für einen ganzheitlichen Spielerschutz erreichen! Spielerschutz muss ein Teil der Unternehmenshaltung sein, so beide unisono. Wolff: „Nur wenn die Unternehmen die Präventionsmaßnahmen nicht als Pflicht von außen empfinden, sondern als Fürsorge am Gast, wird der Spieler adäquat geschützt.“ Frömmrich ergänzte in seinem Grußwort inhaltlich: „Unternehmer sollten die Prävention zum Teil des eigenen Wirtschaftens machen.“ Dies sei eine wichtige Vorbedingung für einen ganzheitlichen Spielerschutz.
Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH
Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, kritisierte den aktuellen Glücksspielstaatsvertrag heftig und zeigte Kohärenz-Defizite in der gegenwärtigen Regulierung auf. Leidenschaftlich sprach er ein Plädoyer für eine spielformübergreifende und bundesweite Sperrdatei.
Vor den Workshops stellte Rahela Welp, Referatsleiterin Glücksspiel und Gemeinsame Geschäftsstelle im hessischen Hessischen Innenministerium, Leitlinien für eine ganzheitliche Regulierung des Glücksspiels in Deutschland dar. Kleinteilige und nur auf einzelne Spielformen bezogene Änderungen seien unzureichend, so Welp. Vor dem Hintergrund der hessischen Sperrdatei OASIS warb sie für eine bundesweite Datei, bei der die Spieler selbstbestimmt die Sperrdauer festlegen können. Zudem räumte sie mit Blick auf den wachsenden Online-Markt mit einem Missverständnis auf: „Wir wollen den Online-Markt nicht liberalisieren, sondern regulieren. Nur dadurch können wir Jugend- und Spielerschutz gewährleisten.“ Ohne Regulierung gebe es auch keinen Schutz, so Welp zu den Teilnehmern.
Rahela Welp, Referatsleiterin Glücksspielaufsicht und Gemeinsame Geschäftsstelle Glücksspiel im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport
Nachdem der Vormittag von vielerlei rechtlichen und politischen Betrachtungen dominiert wurde, widmete sich der Nachmittag dem praktischen Austausch.
Lara Bücker stellte das unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Steffen Moritz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf entwickelte Onlineportal Neustart zur Behandlung von pathologischen Spielern vor. Zentrales Erfolgsmoment für diesen Ansatz ist der niedrigschwellige und auch anonyme Zugang zum Portal. Interessierte können sich auf der Webseite informieren und kostenlos die dazugehörige App herunterladen und nutzen. Die App umfasst über 50 Selbsthilfe-Aufgaben aus der Verhaltenstherapie und weiteren therapeutischen Verfahren, wie z.B. dem Prinzip der Achtsamkeit. Daraus bearbeiten die Nutzer idealerweise zweimal pro Woche einzelne Aufgaben.
Jean-Christoph Schwager, Sozialtherapeut und Leiter des Konzeptes Sucht im Alter an der Median Klinik Wigbertshöhe, gab Einblicke in die pathologische Glücksspielsucht im Alter. Diese Facette der Sucht liege unter der Wahrnehmungsschwelle vieler, berichtete er. Wohl auch deshalb erntete sein Vortrag die besondere Aufmerksamkeit des Auditoriums und erbrachte Gesprächsstoff in den Pausen.
Einen neuen Diskussionszugang zum Themenkreis Sucht und Glücksspiel eröffnete die romanhafte Aufbereitung der Journalistin und Buchautorin Charlotte Buchholz. Sie las in einem Workshop aus ihrem Buch „Jans blinkende Welt“, in dem sie über das Ringen eines Süchtigen mit seinen persönlichen Problemen berichtet.
Detlef Siegert und Christopher Nieden vom Caritasverband für das Erzbistum Berlin berichteten in einem Workshop über Präventionsschulungen für Servicekräfte aus ihrer reichhaltigen Dozenten-Perspektive. Inhalte und auch Ziele der Schulungen umspannen weite Themenfelder, angefangen von der Vermittlung eines Suchtverständnisses, der Sensibilisierung für Präventions- bzw. Hilfeangebote bis hin zu den Möglichkeiten und Grenzen des Spielerschutzes und Techniken der Spielgast-Ansprache.
Michael Wollenhaupt und Michael Stang, 1. und 2. Vorsitzender des Hessischen Münzautomaten-Verbandes, gaben Einblicke in die Präventionsarbeit ihres Verbandes als auch in ihrer Unternehmerpraxis in der nunmehr zweiten bzw. dritten Familiengeneration. Dabei galt ein besonderes Augenmerk dem Spielsperrsystem OASIS und einer Informationsoffensive über Hilfsangebote in der Gastronomie.
In seinem Schlusswort dankte Georg Stecker allen Teilnehmern und Diskutanten. Gerade der vorbehaltlose, kritische, aber auch konstruktive Dialog habe für ihn den Tag bereichert, so Stecker.
Karin Wolff lässt sich Spielerschutzmaßnahmen direkt am Geldspielgerät zeigen.
Pathologische Glücksspielsucht im Alter
Jean-Christoph Schwager, Sozialtherapeut und Leiter des Konzeptes Sucht im Alter an der Median Klinik Wigbertshöhe pdf
Wie behandelt man die Unbehandelten? Online-Intervention bei Automatenspielern
Lara Bücker, Lehrstuhl Prof. Dr. Steffen Moritz, AG Klinische Neuropsychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf pdf
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